Welt-Parkinson-Tag 2023

Welt-Parkinson-Tag 2023

, Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus, Berlin

Der Welt-Parkinson-Tag am 11. April 2023 erinnert an die langsam fortschreitende neurologische Erkrankung. Er wurde 1997 von der Europäischen Parkinson-Vereinigung ins Leben gerufen. Als Datum wurde der Geburtstag von James Parkinson gewählt, der die Krankheit 1817 erstmals beschrieb. 

Der Morbus Parkinson ist eine chronisch fortschreitende neurodegenerative Erkrankung des zentralen Nervensystems, die häufig durch Symptome wie Muskelsteifheit, Zittern und Bewegungsarmut gekennzeichnet ist. Schlafstörungen treten bei vielen Parkinson-Patient*innen auf und sind ein häufiges Begleitsymptom. Zu den häufigsten Schlafstörungen im Zusammenhang mit der Parkinson Erkrankung gehören Schlaflosigkeit, Albträume mit Ausagieren, Unruhe und periodische Beinbewegungen während des Schlafs. Diese Symptome können zu einer Verschlechterung der Lebensqualität führen und sollten von einem Facharzt behandelt werden, um die Parkinson-Symptome zu lindern und den Schlaf zu verbessern.


Dr. Dieter Kunz, Chefarzt der Klinik für Schlaf- und Chronomedizin am Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus, erforscht, inwieweit die Behandlung von REM-Schlaf-Verhaltensstörungen – einem Vorboten von Morbus Parkinson – den Krankheitsverlauf beeinflussen kann. Wir haben Dr. Kunz zu seinen Forschungsergebnissen befragt:

Dr. Kunz, bitte schildern Sie uns kurz, wie Sie auf diesen Zusammenhang aufmerksam geworden sind.
Als ich vor knapp 30 Jahren zum ersten Mal Patient*innen mit einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung behandelte, litten einige gleichzeitig an Morbus Parkinson oder einer beginnenden Demenz. Das fiel auf.
Damals – und das ist auch heute noch die Standardbehandlung – bekamen diese Patient*innen vor dem Schlafengehen ein Muskelrelaxans. Das half sofort und gut, aber wenn man es absetzte, waren die Symptome sofort wieder da. Außerdem fand ich die lebenslange Einnahme und einige Nebenwirkungen problematisch. Also habe ich es mit Melatonin versucht, von dem ich wusste, dass es den REM-Schlaf beeinflusst. Melatonin half nicht sofort, manchmal erst nach Wochen und auch nicht vollständig. Aber: Melatonin hat keine Nebenwirkungen, und wenn man es absetzt, kehren die Symptome oft nicht zurück.

Wie ist der Stand der Forschung heute?
Heute weiß man, dass die REM-Schlaf-Verhaltensstörung ein früher Indikator für eine Form neurodegenerativer Erkrankungen ist, die sogenannten α-Synukleinopathien. Zu dieser Gruppe gehören unter anderem die Parkinson-Krankheit und die Lewy-Body Demenz. Ziel der aktuellen Forschung ist es, durch eine Behandlung der REM-Schlaf-Verhaltensstörung das spätere Auftreten von Parkinson und Demenz zu verzögern oder zu verhindern.

Was bedeuten die neuen Erkenntnisse für die Patientinnen und Patienten?
Wir sind zunehmend in der Lage, der/dem einzelnen Patient*in zu sagen, wo sie/er in dem Vorläuferstadium steht. In Kombination mit wiederholten Untersuchungen – zum Beispiel einmal im Jahr – können wir abschätzen, wie lange es ungefähr dauern wird, bis klinische Anzeichen von Parkinson oder Demenz auftreten. Oder wir stellen keine Progression fest. Manchmal verbessern sich die Anzeichen sogar.
Für solche Momente bin ich Arzt geworden.

Mehr über die Klinik für Schlaf- und Chronomedizin: Schlaf- und Chronomedizin am Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus