Tipps zur seelischen Gesundheit in Zeiten des Corona-Virus

, Alexianer Krankenhaus Hedwigshöhe, Berlin

Berlin, 26. März 2020: Das Coronavirus betrifft in erster Linie den Körper – aber wer laufend die Nachrichten verfolgt, dazu angehalten ist, soziale Kontakte zu minimieren oder gar in häusliche Quarantäne zu gehen, dem kann das auch aufs Gemüt schlagen. Doch es gibt viele Möglichkeiten, die Ängste vor dem Virus in den Griff zu bekommen, die eigene seelische Gesundheit und die von Freunden und Familie zu schützen und zu pflegen.

„Wenn ich die bisherigen Erfahrungen  der Corona-Krise auf mich selbst, meine Mitschwestern, unser Seelsorge-Team und natürlich die Patienten hier sehe, empfinde ich sie vor allem als eine Erinnerung an die zentrale Bedeutung von Vertrauen. Ich fühle mich neu aufgerufen zu Vertrauen in Beziehungen, die jetzt anders gestaltet werden müssen, Vertrauen in das Engagement, den Mut und die Kreativität der Menschen und auch in den tragenden Grund „Gott“‘ in allem. Jeder Mensch geht dabei seinen eigenen Weg und wir können hier einander unterstützen“, so Sr. Beate Glania MMS, katholische Seelsorgerin im Alexianer Krankenhaus Hedwigshöhe in Treptow-Köpenick.

Die Alexianer veröffentlichen dazu konkrete Empfehlungen. Sie beziehen die Empfehlung von Mental Health Europe ein (https://www.mhe-sme.org/covid-19/) und ergänzen diese.

Beschaffen Sie sich Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen
Beschränken Sie sich selbst darauf, nur Informationen aus Quellen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Europäischen Kommission oder verlässlichen nationalen Organisationen zu beziehen. In Deutschland sind das vor allem das Robert-Koch-Institut, Ministerien und Gesundheitsämter. Vertrauen Sie auf diese glaubwürdigen Informationsquellen und nicht auf solche, die durch Fehlinformationen Angst und Panik schüren.

Setzen Sie sich selbst ein Limit bei COVID-19-Nachrichten
Versuchen Sie, exzessive Mediennutzung zu vermeiden. Ständiges Warten auf Neuigkeiten und das ständige Neuladen des Social-Media-Feeds können Sorgen verstärken. Überlegen Sie, ob Sie nicht vielleicht Benachrichtigungen auf dem Handy ausschalten und eine bewusste „Nachrichten-Pause“ einlegen. Sich beim Lesen, Hören und Ansehen von Nachrichten ein Limit zu setzen, ermöglicht es Ihnen, sich stattdessen auf den Alltag zu konzentrieren und auf die Lebensbereiche, die sie selbst beeinflussen können. So vermeiden Sie Gedankenspiele wie „was wäre, wenn …“. Die WHO empfiehlt, sich hauptsächlich dann an (ausschließlich faktische) Informationen zu halten, wenn es um praktische Schritte der Vorbereitung und des Schutzes Ihrer selbst und der anderen geht.

Passen Sie auf sich auf!
Selbstfürsorge bedeutet in Zeiten des Corona-Virus, sich auf das zu konzentrieren, was man selbst in der Hand hat und kontrollieren kann (z. B. angemessene Hygiene) statt auf das, was man nicht beeinflussen kann (z. B. das Virus zu stoppen). Leben Sie Ihren Alltag und Ihre Routinen, wo es geht: Essen Sie gesund, schlafen Sie genug, machen Sie Dinge, die Sie genießen. Überlegen Sie, eine neue tägliche Routine entwickeln, die ihre seelische Gesundheit und eine positive Einstellung in den Mittelpunkt stellt. Aktivitäten wie ein Spaziergang, Meditation oder Fitness können Ihnen helfen, sich zu entspannen und werden sich positiv auf Ihre Gedanken und Gefühle auswirken. Die Mental Health Foundation empfiehlt beispielsweise, auch Chancen in der Situation zu sehen – z. B. dass man endlich mal wieder genug schläft. Besonders für Menschen in Gesundheitsberufen ist es wichtig, auf die eigenen Grundbedürfnisse zu achten und sich zwischen den Schichten auszuruhen, auch und gerade weil sich in Krisenzeiten Überstunden und Stress häufen.

Halten Sie Kontakt und unterstützen Sie die Menschen in Ihrem Umfeld
Mit Familie und Freunden in Kontakt zu bleiben, kann Stress reduzieren. Mit ihnen über Sorgen und Gefühle zu sprechen, hilft womöglich, mit den Herausforderungen der Krise besser umzugehen. Wer Unterstützung und Fürsorge erfährt, dem gibt das ein Gefühl von Sicherheit. Anderen Hilfebedürftigen zu helfen und mit jemandem Kontakt aufzunehmen, der sich vielleicht allein fühlt oder sorgt, hilft sowohl dem, der unterstützt wird, wie auch dem Unterstützenden. Viele Menschen fragen sich auch, was sie im Quarantänefall tun würden. Auch wenn die Vorstellung von Selbst-Quarantäne erschrecken mag, behalten Sie im Hinterkopf, dass es nur eine temporäre Maßnahme ist und dass es viele digitale Möglichkeiten gibt, regelmäßig mit anderen Kontakt aufzunehmen.

Bleiben Sie hoffnungsvoll und denken Sie positiv
Versuchen Sie, sich auf die positiven Dinge im Leben zu konzentrieren. Die WHO empfiehlt, gezielt nach Informationsquellen zu suchen, die positive Nachrichten von Menschen aus der Region verbreiten, die an COVID-19 erkrankt waren und wieder genesen sind. Oder Geschichten von Menschen, die eine geliebte Person im Genesungsprozess begleitet haben und bereit sind, ihre Erfahrungen zu teilen.

Erkennen Sie Ihre Gefühle an
Es ist ganz normal, in der derzeitigen Situation große emotionale Reaktionen zu zeigen, sei es, sich überwältigt zu fühlen, gestresst, ängstlich oder traurig. Erlauben Sie sich diese Gefühle, nehmen Sie sie wahr und drücken Sie sie aus, z. B. in dem Sie sie im Tagebuch festhalten, mit anderen darüber sprechen, sie kreativ verarbeiten oder meditieren.

Nehmen Sie sich Zeit, mit (Ihren) Kindern über die Situation zu sprechen
Auch Kinder brauchen Hilfe im Umgang mit Stress und Schutz vor der Corona-Hysterie. Beantworten Sie ihre Fragen und erklären Sie Fakten über das Virus, die für Kinder verständlich sind. Reagieren Sie unterstützend, haben Sie ein offenes Ohr für die Sorgen der Kinder, und geben Sie Ihnen eine Extraportion Zuneigung, Aufmerksamkeit und Unterstützung. Zeigen Sie den Kindern, dass sie in Sicherheit sind aber auch, dass es ok ist, traurig zu sein. Zeigen Sie ihnen, wie Sie selbst positiv mit Stress umgehen, damit sie von Ihnen lernen können.

Nutzen Sie Ihre spirituellen und geistlichen Ressourcen
Wenn Sie gläubig sind, können Sie aus dem persönlichen Gebet Kraft, Zuversicht und Hoffnung schöpfen, um die schwierige Situation durchzustehen. In der Bibel finden Sie viele Psalmen, in denen es um den Beistand Gottes in der Not geht. Dazu hat Katrin Kossi, evangelische Seelsorgerin im Alexianer St. Hedwig-Krankenhaus in Berlin Mitte ein persönliches Beispiel: „Bei allen Unsicherheiten und Ängsten gegenüber der  vielen neuen Situationen und Anforderungen, denen wir uns tagtäglich stellen müssen, geht mir ein Bibelvers sehr nah – ich trage ihn dieser Tage ganz besonders in meinem Herzen: „Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2.Timotheus 1,7)
Der Glaube kann Ihnen dabei helfen, über die vermeintlichen eigenen Grenzen hinauszugehen, aber vor allem auch Grenzen zu akzeptieren, die außerhalb Ihrer Einflussmöglichkeiten liegen. Wenn Ihnen ein seelsorgliches Gespräch guttut, wenden Sie sich an die Kirchen.

Holen Sie sich professionelle Unterstützung
Befolgen Sie Schutz- und Präventionsempfehlungen der Profis aus dem Gesundheitswesen. Wenn all das nichts hilft, überlegen Sie, sich Unterstützung durch eine professionelle Beratungsstelle zu holen, oder suchen Sie Betroffene in ähnlicher Situation. Selbsthilfegruppen sind in der Regel lokal und national organisiert, am besten finden Sie also zunächst heraus, ob es Angebote in Ihrem Umfeld gibt. So finden Sie Ansprechpersonen, die wiederum Anlaufstellen in der regionalen Gesundheitsversorgung kennen. Suchbegriffe wie „Selbsthilfegruppe“ + Ihr Ort oder „psychische Beratung“ + Ihr Ort können Ihnen weiterhelfen.

Die Alexianer St. Hedwig Kliniken Berlin GmbH gehört zur Unternehmensgruppe der Alexianer.


Nähere Informationen zu den Alexianern:
Die Alexianer sind ein Unternehmen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft, in dem bundesweit rund 16.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind. Mit 800-jähriger Tradition betreiben die Alexianer Krankenhäuser, Einrichtungen der Senioren-, Eingliederungs- und Jugendhilfe, Gesundheitsförderungs- und Rehabilitationseinrichtungen, ambulante Versorgungs- und Pflegeeinrichtungen sowie Werkstätten für behinderte Menschen und Integrationsfirmen.
Träger der Unternehmensgruppe ist die Stiftung der Alexianerbrüder.