Wunden erkennen und behandeln
Die Ursache von Wundheilungsstörungen sind vielfältig. Darum ist die Ursachenforschung ein wesentlicher Schritt für eine gute Wundversorgung. In unserem Wundzentrum im Alexianer Krankenhaus Hedwigshöhe setzen sich verschiedene Expertinnen und Experten für eine optimale Wundheilung ein.
Die professionelle Versorgung von chronischen Wunden ist uns von jeher ein besonderes Anliegen. Für dieses Engagement wurde das Wundzentrum im Alexianer Krankenhaus im Januar 2024 offiziell mit dem Wundsiegel der ICW (Initiative chronische Wunde) zertifiziert. Damit wird bescheinigt, das die Versorgung von chronischen Wunden auf höchstem Niveau erfolgt.
Die qualitative Versorgung unserer Patientinnen und Patienten ist uns ein sehr wichtiges Thema. Unser Ziel ist die Verbesserung Ihrer Lebensqualität!
Sven Dreißig, Zentrales Wundmanagement / Wundzentrum
Aktive Mitarbeit
Bei der Behandlung beziehen wir unsere Patientinnen und Patienten stets aktiv mit ein. Darüber hinaus bieten wir spezielle Schulungen zu
zu den Themen Ernährung und Diabetes für unsere Patient*innen an.
Nach dem Krankenhausaufenthalt können unsere Patient*innen unsere Sprechstunden sowie gegebenfalls eine Weiterbehandlung in Anspruch nehmen, um den Heilungsprozess weiterhin aktiv zu unterstützen.
Zertifikat "Wundmanagement im Krankenhaus“ mit Wundzentrum
Das Alexianer Krankenhaus Hedwigshöhe ist seit Januar 2024 durch die Initiative Chronische Wunden e.V. (ICW) erfolgreich als „Wundmanagement im Krankenhaus“ mit Wundzentrum zertifiziert.
Damit wird bescheinigt, dass in unserem Wundzentrum die Versorgung von chronischen Wunden auf höchstem pflegerischen und medizinischen Niveau erfolgt. Um die Zertifizierung durch die ICW zu erlangen, hat das Alexianer Krankenhaus Hedwigshöhe mit seinem Wundzentrum Standards zur optimalen Versorgung von chronischen Wunden entwickelt und bestehende Standards verbessert
Diagnostik
Chronische Wunden können Infektionen im Körper auslösen. Auch bestimmte Werte für den Diabetes mellitus sind relevant für die Voraussetzung der Wundheilung. Eine Blutuntersuchung kann hier eine zusätzliche Aussage treffen und die Diagnose und Therapie zielgerichtet unterstützen.
Das Keimspektrum auf Wunden hat eine spezifische Bedeutung. Ohne die Infektsanierung ist eine Heilung der Wunde nicht möglich. Bei einem Wundabstrich wird das vorhandene Keimspektrum diagnostiziert und es kann eine zielgerichtete Therapie eingeleitet werden.
Auch multiresistente Keime stellen immer wieder eine Herausforderung dar und bedürfen einer speziellen Behandlung.
Durch die enge Zusammenarbeit mit unserem hauseigenen Labor sowie der Hygiene, bieten wir eine optimale Versorgung in unserem Wundzentrum und der stationären Versorgung an.
Wir bieten unseren Patient*innen mit chronischen Wunden ein strukturiertes Aufnahmeassesment an. Das Erheben des Pulsstatus, ggf. Messen des Ankle-Brachial-Index (KADI – Knöchel-Arm-Druck-Index) gehören zu unserer angiologischen Basisdiagnostik. Weitere notwendige Untersuchungen werden je nach Ergebnis und Wunsch der Patient*innen eingeleitet.
Nach der Anamnese und wundbezogenen Basisdiagnostik können Ultraschalluntersuchungen Aufschluss zu gefäßbedingten Grunderkrankungen geben. Hierbei spielen die venöse Insuffizienz und die arterielle Verschlusskrankheit eine zentrale Rolle. Auch beides kann gemeinsam vorliegen oder im Rahmen eines Diabetes mellitus isoliert auftreten.
Therapie
In unserem Wundzentrum arbeiten neben dem ärztlichen Dienst und pflegerische Wundexperten und Fachtherapeut*innen eng zusammen. Bei chronischen Wunden arbeiten wir nach den modernen Methoden der Wundbehandlung. Ihre wundbedingten Einschränkungen und Ihr Erkrankungsbild finden individuelle Berücksichtigung. Neben der regelmäßigen Überprüfung unserer Prozesse, stehen Fortbildungen und den Überblick auf dem großen Markt der Behandlungsvarianten zu behalten einen wichtigen Teil der Arbeit, damit wir Ihre Behandlung sach- und fachgerecht durchführen und anwenden können.
Eine Wunde bereitet Schmerzen. Die Therapie zur Reduktion der Schmerzen ist eine fachliche Herausforderung. Die Wundreinigung, ggf. mit lokalen antiseptischen Produkten und der Verbandswechsel intensivieren das Schmerzempfinden bei einer Vielzahl von Menschen mit chronischen Wunden.
Wir arbeiten eng mit unseren Kollegen der Anästhesie- und Intensivmedizin und dem Schmerzdienst zusammen. Die Möglichkeit einer lokalen Schmerzarmut durch die Anlage eines Schmerzkatheters oder lokal-anästhesierenden Maßnahmen beschleunigen die Verbesserung der Wundgrundsituation – ein scharfes Debridement als lokale Maßnahme kann toleriert werden.
Das Abtragen von avitalem Gewebe (Nekrosen, Fibrin) oder dem Eröffnen von infizierten Arealen kann einen Fortschritt in der Wundheilung oder Infektsanierung, neben der medikamentösen Therapie, bedeuten. Unter angepassten Verfahren in Lokal- oder Regionalanästesie oder auch unter Vollnarkose führen wir mit verschiedenen Verfahren das Debridement durch. Zum Einsatz können Skalpell, scharfer Löffel, Curette kommen. Auch Biochirurgische Therapie mit Maden, das Ulcus-Shaving oder Kaltplasmatherapie sind genutzte Verfahren. Teilweise können die Verfahren auch kombiniert werden.
Wunden mit tieferen Defekten oder einer entsprechenden Größe können schneller unter einer Unterdrucktherapie konditionieren.
Im Rahmen des chirurgischen Debridements kann eine solche Versorgung zielführend sein mit dem Ziel der konservativen Weiterversorgung mit einer granulierenden Wundgrundsituation oder beispielweise einer plastischen Deckung. Die Chirurgen informieren und beraten Sie gerne, wenn dieses Verfahren indiziert sein sollte.
Das biochirurgische Debridement stellt eine Sonderform dar und wird mittels steriler Madenlarven umgesetzt. Diese befinden sich in einem „Beutel“ und bleiben auch in diesem. Die Madenlarven reinigen Ihre Wunde schonend und können unter Umständen eine Alternative zum chirurgischem Debridement darstellen.
Eine moderne Behandlungsmethode stellt die Plasmatherapie dar. Dies wirkt entzündungshemmend und die Nährstoffsituation im Gewebe und der Haut wird verbessert. Zudem können Biofilme verringert werden und die Epithelisierung beschleunigt.
Bei chronischen Wunden ist das Ziel die Abheilung der Wunde. Bei einigen Defektsituationen bietet sich eine Hauttransplantation an. Hierbei bestehen verschiedene Möglichkeiten. Die Spalthauttransplantation ist die bekannteste. Hier werden die obersten Hautschichten entnommen und unter sterilen Bedingungen auf die zu verschließende Wunde aufgetragen. Hierzu sind teilweise tägliche Verbandswechsel von Nöten, die die Sicherheit des guten Einwachsens und Abheilung der Entnahmestelle bieten. Bei anderen Defektsituationen können auch Vollhauttransplantationen oder Lappenplastiken erforderlich sein. Über die Form Hauttransplantation spricht ihr behandelnder Arzt mit Ihnen, je nach Ihrem Wunsch und vorliegendem Krankheitsbild.
Das Ulcus cruris ist häufig mit einer venösen Insuffizienz begleitet. Hier steht die Entstauung, Erhaltung und die Rezidivprophylaxe im Vordergrund und wird mittels Kompression behandelt. Auch hier können operative Verfahren indiziert sein, wenn es sich beispielsweise um eine Varikosis handelt. Auch hiernach bleibt die Kompressionstherapie mittels Wickeln oder Strümpfen eine angezeigte Therapie.
Ohne Kompression gibt es kein Abheilen eines venösen Ulkus oder das Neuauftreten eines Geschwürs kann die Folge sein. Auch bei stauungsbedingten Läsionen ist eine Kompressionstherapie häufig angezeigt.
Die Kompression, anfangs mit Wickeln, später durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen ist zumeist eine lebenslange Therapie. Wir bieten beide Versorgungstypen für Sie an. Für die Kompressionswickel nutzen wir entweder Kurzzugbinden oder Mehrlagenkompressionssysteme, welche bis zu mehreren Tagen verweilen können. Das Ausmessen und Anpassen von Strümpfen erfolgt durch Kooperationspartner des Sanitätsdienstes.
Wunden, die keine ausreichende Durchblutung haben, können schwer abheilen. Hier ist die angiologische Basisdiagnostik ein erster Schritt, um weitere Maßnahmen einleiten zu können. Bei auffälligen Befunden können Interventionen oder Operationen an den Gefäßen nötig sein, damit der Blutfluss verbessert ist.
Das Diabetische Fußsyndrom und -ulcus stellen eine besondere Herausforderung für Erkrankte und Behandler dar. Druckentlastung, phasengerechte Wundversorgung und Vorhandensein einer Durchblutung sind essentielle Maßnahmen. Die Behandlung von Infektionen und die Vermeidung von Amputationen haben eine sehr hohe Priorität. Sollte eine Amputation unvermeidbar sein, stellen wir die Versorgung von Hilfsmitteln im Bereich der Schuhversorgung, Orthesen und Prothesen sicher.
Um langfristige Erfolge sicherzustellen, ist eine Planung der Entlassung unvermeidbar. Die Versorgung von Hilfsmitteln ist ein wichtiger Punkt zum Erhalt der Lebensqualität. Ob Verordnung und Anpassung von Kompressionsstrümpfen, Interimsschuhe, Orthesen oder Bettungen, Unterstützung in der Druckentlastung und-verteilung; Sie erhalten einen individuellen Hilfsmittelbedarf in der stationären Betreuung und unser Entlassmanagement sichert die Versorgung im häuslichen Umfeld, auch mit Versorgung durch einen Pflegedienst, ab.